Personalvermittlung ganz persönlich
Uedem Zuerst half sie eher aus Freundschaft, dann erkannte sie die Marktlücke: Karin Müller, in Rumänien geborene Gocherin, vermittelt Leiharbeiter, die vorrangig aus Rumänien kommen. Sie will, dass die Leute anständig untergebracht und bezahlt werden.
Von Anja Settnik
Man braucht keinen Namen zu nennen, an welches Unternehmen sie denkt, wenn Karin Müller betont, „so“ bitte nicht eingeschätzt zu werden. Die Leute, die sie engagiert, leben nicht in einem heruntergekommenen Haus zu sechst in einem überteuerten Zimmer, das sie von ihrem bescheidenen Einkommen bezahlen müssen. „Wir zahlen nach Tarif, und unsere Mitarbeiter leben in ganz normalen Wohnungen“, versichert die 42-Jährige. Gelernt hat sie Erzieherin, später arbeitete die Mutter zweier Kinder als Bürokauffrau. Doch sie erkannte, dass sie das Zeug zur Selbstständigkeit hat. Und einen erheblichen Vorteil gegenüber Mitbewerbern am Markt: Karin Müller wurde in Rumänien geboren; ihr Großvater war ein Siebenbürger Sachse, ihr Vater damit Deutscher. Das Kind Karin, das mit acht Jahren nach Deutschland kam, lernte Rumänisch und Deutsch gleichermaßen gut – was der Geschäftsfrau heute sehr hilft.
Gerd Zeisler ist Chef eines Metallverarbeitungsbetriebs (CIB GmbH). Die Branche boomt, wie so viele Handwerke, also braucht Zeisler regelmäßig Schlosser und Schweißer. „Der Personalmangel ist groß; mit Einheimischen aus der Nachbarschaft kriegen wir unsere Stellen nicht besetzt.“ Er sprach darüber mit Karin Müller, die in ihrer Bekanntschaft und Familie umher telefonierte, die Kontakte in die alte Heimat bemühte. Und auf diesem Weg einige Arbeitskräfte für den Bekannten gewinnen konnte. „Zum einen haben die Leute schnell Vertrauen zu mir, weil ich ihre Sprache spreche, zum anderen ist dadurch natürlich auch die Organisation viel einfacher. Missverständnisse sind leicht zu vermeiden, bei eventuellen Problemen kann ich sofort vermitteln.“
Karin Müller und Gerd Zeisler stellen vorwiegend rumänische Zeitarbeiter ein. Foto: Anja Settnik
Es sind sowohl gelernte, als auch ungelernte Mitarbeiter, die von Müllers Unternehmen IWO rekrutiert werden. „Vorwiegend Männer, was an der Art der Jobs liegt. Für Schlossereien, für den Kfz-Bereich, die Lagerlogistik oder die Elektroindustrie werden vor allem Männer gesucht“, sagt die Chefin. Schon bald könnte sie aber auch Frauen ansprechen, denn die Gocherin sieht einen weiteren Zukunftsmarkt für ihre ehemaligen Landsleute und andere Osteuropäer: die Pflege. „Den Krankenhäusern und Altenheimen fehlt Pflegepersonal. Ich bin sicher, dass unsere Vermittlung da nützlich sein kann, auch für die Ausbildung in entsprechenden Pflegeberufen.“
Derweil ist Gerd Zeisler so zufrieden mit dem Service der Kauffrau, dass er unter seinen Kollegen und bei befreundeten Firmen für ihre Dienste wirbt. „Alle brauchen doch mehr Mitarbeiter, als sie im Umkreis finden können. Die Rumänen, Ungarn, Polen und Bulgaren haben hier gute berufliche Chancen. Und nicht wenige dieser EU-Bürger sehen hier bei uns gute Möglichkeiten, sich auf Dauer niederzulassen, vielleicht ihre Familien nachzuholen, sich ein Leben aufzubauen.“ Innerhalb seines großen Kundenstamms habe er schon einige Kontakte knüpfen können.
Von der Firma IWO bekommen die Leiharbeitnehmer Wohnung, Fahrzeug und Arbeitskleidung gestellt. „Wir nehmen unsere Mitarbeiter wirklich an die Hand, melden sie an, versichern sie, gehen mit ihnen zur Bank. Und sie bekommen den mit dem DGB ausgehandelten IGZ-Tarif für Zeitarbeitnehmer“, erzählt Karin Müller. Inzwischen gehören Zeisler und Klemens van Heynsbergen der Geschäftsführung an; letzterer kümmert sich um die Ausbildung, denn die Firma CIB ist im selben Gebäude tätig wie die Arbeitnehmerüberlassung (die nur ein kleines Büro benötigt). „Internationale Bewerber werden von uns im eigenen Betrieb geprüft und ausgebildet und über unsere IWO Personaldienstleistung vermittelt“, lassen die Uedemer interessierte Unternehmen wissen. Ob Lkw-Fahrer, Maschinenführer oder Straßenbauer fehlen: Müller und ihre Kollegen versuchen, den Mangel zu beheben.